24. Januar 1997
Klüngelkärls
1919 – der erste Weltkrieg ist noch nicht vergessen. Gustav Warnecke baut sich in jungen Jahren einen Schrotthandel auf, wenn man das Geschäft, das aus ihm und einer Schubkarre besteht, überhaupt so nennen kann. Klüngelkärls, wie man damals diejenigen nannte, die im Schrotthandel tätig waren, genossen nicht unbedingt das Ansehen ihrer Mitmenschen, um so weniger, wenn sie in katholischer Umgebung noch das Makel mit sich herumtrugen, evangelisch zu sein. Gustav ist evangelischer Klüngelkerl! Gustavs Nachbar Wilm ist zwar eine Seelen von Mensch, aber seine Gattin Fine ist genau das, was man im Plattdeutschen gerne als „Düwel“ bezeichnet. Der Landstreicher Fennand van de Straot behauptet von ihr, dass sie „jüst so vielle Haore up de Tiäne hät äs’n Schwien Borsten an’t Gatt“. Fine wird ihrem Düwels-Ruf jeden Tag aufs Neue gerecht, wovon Gustav ein Lied singen kann. Doch eines Tages ändert sich das Verhalten Fines von einer Minute zur anderen. Der Grund ist einfach: Ihre schwerhörige Nachbarin Thea Pruumenkamp hat ihr erzählt, dass Gustav eine reiche Erbschaft gemacht hat. Nun versucht sie natürlich mit allen Mitteln, das Wohlgefallen ihres Nachbarn zu gewinnen… Eine große Erbschaft, die gar nicht existiert, Liebschaften, die nur in der Phantasie der Mütter bestehen – ist es da nicht ein Wunder, dass es auf der Bühne mehr als turbulent hergeht?